Regeln und Ausnahmen: Erzählen zwischen Experiment und Spiel

SoSe 2017 Lektürekurs “Regeln und Ausnahmen: Erzählen zwischen Experiment und Spiel”

„Erzählen“, „Spielen“ und „Experimentieren“ sind drei Wege, um mehr über Welt zu erfahren, um sie fassbarer und verständlicher zu machen. Als Modi der Weltaneignung sind sie aber nicht einfach voneinander zu trennen, sondern besitzen auch auf formaler Ebene Gemeinsamkeiten. Gegenstand dieses Lektürekurses sind (Erzähl-)Texte, (Erzähl-)Text-Experimente und Erzählspiele, die das Erzählen an der Nahtstelle mit dem Experiment und/oder dem Spiel erproben bzw.verhandeln. Weil der Begriff „Experiment im Kunstzusammenhang […] zumeist metaphorisch“ (Jäger) verwendet wird, zeigt er sich in vielen Zusammenhängen als vergleichbar mit einem System von Spielregeln, das (Erzähl-)Texte organisiert. Dies kann im engeren Sinne auf den formalen Zuschnitt der Erzählungen bezogen werden, kann andererseits auch als ein grundsätzliches Prinzip von Erzählen verstanden werden: „Tatsächlich sind Erzählungen in einem gewissen Sinn Erzählspiele – regelgeleitet, mit unter Umständen großen Einsätzen, aber innerhalb des gegebenen Regelsystems in den meisten Spielzügen frei.“ (Koschorke) Auf der anderen Seite kann auch das Spielen erzählerischen Charakter haben, wenn ein Spiel bspw. narrativ organisiert ist. Und auch der Vorgang des Spielens ist durch seine Ereignishaftigkeit und Prozessualität dem Vorgang des Erzählens selbst verwandt.

Konkret werden wir im Seminar an zentralen Begriffen wie „Experiment“, „Spiel“ im Zusammengang mit dem Erzählen arbeiten und insbesondere eine Vielzahl von Beispielen kennenlernen, darunter u.a. Texte von Eugen Gomringer, Ernst Jandl, Paul Wühr und Oswald Wiener sowie von J.J. Abrams und Doug Dorst „S. Das Schiff des Theseus“, Mark Danielewski “House of Leaves”, Dan Pinchbeck „Dear Esther“ sowie andere Erzählformate in DSA, D&D, Fiasco, Apocalypse World, Dungeon World, Night Witches etc.

Begleitende Texte werden bis 15.4. als PDF hier im Dateidepot eingestellt. In der ersten (organisatorischen) Sitzung werden die Primärtexte näher besprochen und gemeinsam ausgewählt – einstweilen müssen keine Texte angeschafft werden.

Das Seminar richtet sich an Studierende, die Interesse an experimentellen Erzählformen haben. Grundwissen der Narratologie wird zwar vorausgesetzt, spezifisches Vorwissen ist aber nicht erforderlich.

Die Anmeldung erfolgt per E-Mail bis 24.4. an schellong@lmu.de oder in der ersten Sitzung.

Erwartet wird die regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar. Die Veranstaltung kann als Lektürekurs NdL im BA Germanistik und MA Germanistische Literaturwissenschaft besucht werden – natürlich aber gerne auch von allen anderen, die am Thema Interesse haben.

Die Sitzungen finden von 10-12 Uhr in Schellingstr. 9, Raum 314 statt. Die Sitzungstermine sind:

  • 28.04.2017 (Vorbesprechung und Organisationsfragen)
  • 05.05.2017
  • 19.05.2017
  • 02.06.2017
  • 23.06.2017
  • 30.06.2017
  • 14.07.2017
  • 21.07.2017