„story-telling animal“ trifft „homo ludens“ – aktuelle Positionen der Computerspielforschung

SoSe 2018 Hauptseminar: „story-telling animal“ trifft „homo ludens“ – aktuelle Positionen der Computerspielforschung

Computer- bzw. Videospiele haben sich als Gegenstandsbereich einer medienkulturwissenschaftlich erweiterten Literaturwissenschaft etabliert. Sie sind in vielen Fällen narrativ und ludisch organisiert, entsprechend begegnen sich methodisch die Verfahrensweisen der Literaturwissenschaft und die der Ludologie. Dabei sind Erzählung und Spiel kaum hierarchisch zu ordnen: „experience of playing games can never be simply reduced to the experience of a story. […] If games tell stories, they are unlikely to tell them in the same ways that other media tell stories“ (Henry Jenkins, 2004). Diese Art des Geschichtenerzählens steht im Mittelpunkt des Seminars. Als Ausgangspunkt soll angenommen werden, dass Computerspiele spezifische Erzählmodelle und – auf deren Grundlage – spezifische Weltentwürfe hervorbringen und diese zunehmend auch selbst verhandeln.

Das hauptsächliche Interesse gilt der Arbeit mit Spielen, die in besonderer Weise Kontingenz und Komplexität erfahrbar machen, ausstellen und verhandeln. Beispiele dafür sind:

  • The Stanley Parable
  • Gone home
  • Hellblade: Senua’s Sacrifice
  • Everything
  • Papers, Please
  • Dr. Langeskov, the Tiger and the Terribly Cursed Emerald: A Whirlwind Heist
  • The Beginner’s Guide
  • That Dragon, Cancer
  • Firewatch

Die genaue Auswahl der Spiele steht bis zur ersten Sitzung fest.
Zudem werden im Seminar theoretische Zugänge zu Computerspielen besprochen, die aus den Bezugsdisziplinen der Literatur-, Medien-, Kultur-, Bild- und Filmwissenschaft sowie der Ludologie stammen.

Erwartungen und Hinweise

Erwartet wir die regelmäßige Teilnahme und engagierte Mitarbeit sowie die Übernahme einer Moderation oder eines Impulsreferates. Es bedarf zwar keiner Routine als ComputerspielerIn, allerdings wird die Bereitschaft vorausgesetzt, intensiv und umfassend mit den Spielen zu arbeiten (u.a. die Spiele durchzuspielen).
Die Computerspielforschung ist (natürlich) kein Kernbereich der NdL und wird vor allem als interdisziplinärer ‚Ausflug‘ vorgeschlagen.
Für Lehramtsstudierende: Das Seminar behandelt keine Fragestellungen, die üblicherweise als relevant für das Staatsexamen betrachtet werden. Das Gegenstandsbereich hingegen ist für Schulkontexte sehr gut geeignet.
Zum Seminar sollen einige Gäste eingeladen werden, die ergänzende Perspektiven einbringen.
Wer neugierig ist: Die Zitate im Seminartitel stammen von Alasdair MacIntyre und Johan Huizinga.

Als Lektüre zur Einstimmung wird empfohlen:

  • Theorien des Computerspiels, hrsg. Von Gamescoop (Benjamin Beil u.a.), Junius Verlag, 2012.
  • Sonderausgaben und Beiträge unter www.paidia.de